Container für Gambia 2020/21

Bericht unserer Vositzenden Astrid Pantke

Bereits im Juni 2020 begannen die Vorbereitungen für einen nächsten Container. – Dauersammler sorgten dafür, dass wir auch schon vor dem offiziellen Sammelaufruf genügend zu sortieren und verpacken hatten. Die Lager-Situation stellte uns jedoch vor Probleme.

So mussten wir die uns noch verbliebene Baracke in der Beelitzer Straße, die uns als Außenlager diente, wegen Eigenbedarf räumen. Also wurde es in unserem Hauptlager bei der Firma Nordholz immer enger, aber auch unter diesen Umständen kämpften wir uns durch und konnten dann ab 27. Dezember 2020 wieder einen 40-Fuß-Container beladen, der am 7. Januar 2021 Luckenwalde verließ.

Langjährige Helfer, nicht nur aus Luckenwalde, ließen sich von Kälte und sogar Schneeeinbruch nicht beirren und so möchte ich allen direkten und indirekten Unterstützern herzlichst danken.

DANKE!

Gute Vorbereitung ist alles, erst Recht in Corona-Zeiten

Der Container war also unterwegs und nun galt es in Gambia seine Ankunft vorzubereiten. Und das alles unter Corona-Bedingungen.

Am 25. Januar 2021 ging es dann mit negativem Corona-Test und Maske vom neuen BER über Brüssel in Richtung Gambia. Die Zeit bis zum Eintreffen des Containers nutzte ich, um finanzielle Hilfen von Pateneltern an verschiedene Patenkinder auszuzahlen.

Immer mit gewissen Vorsichtsmaßnahmen, auch wenn man in Gambia Corona fast vergessen konnte. Dies jedoch nicht, weil es keine Infizierten gab, sondern weil nach kurzer anfänglicher Panik im Jahr 2020 die afrikanische Unbeschwertheit Oberhand gewann.


Im Straßenbild sah man so gut wie keine Masken, Gewusel auf den Märkten und es fanden Zeremonien mit vielen Teilnehmern und sogar Massenkundgebungen im Stadion statt. – Von Abstand keine Rede und schon gar nicht im privaten Bereich, wo sich oftmals 10 bis 12 Personen zwei Zimmer teilen müssen.

Die andere Seite: eine Touristen-Saison ohne Touristen.

Die vielen geschlossenen Restaurants, Geschäfte und Hotels ließen erahnen, welch wirtschaftlichen Schaden die Corona-Pandemie in diesem armen Land herbeigeführt hat. Weite Strände mit leeren Sonnenliegen und hochgeklappten Tischen muteten unheimlich an; die Touristenmeile war verwaist. Immer wieder wurden jetzt Kinder dazu benutzt, Obst und Nüsse zum Verkauf anzubieten. Sicher nicht mit großem Erfolg, aber jeder Dalasi (Währung in Gambia) zählt in der Zeit, in der die Erwachsenen ihre Arbeit als Kellner, Koch, Zimmermädchen, Taxifahrer, Holzschnitzer usw. verloren haben. – Der Tourismus lag am Boden.

Trotz alledem – was im vergangenen Jahr zu riskant erschien – verwirklichte ich in diesem Jahr, die Fahrt mit der Fähre zur Nordbank.

Lamin, unser Mitarbeiter, schaffte es irgendwie, dass wir schon vor der sich anbahnenden Menschenmenge, die im Laufschritt die Fähre erobern würde, diese betreten durften. Frauen mit ihren farbenfrohen afrikanischen Gewändern und Kindern auf dem Rücken, Obst- und Kuchenverkäufer,

Schuhputzer, Erdnusshändler, Bettler, Schafe, Ziegen, Hühner und sonstiges Getier fanden neben riesigen, voll beladenen LKW‘s, Taxi‘s und anderen Autos ihren Platz.

Nach gut 45 Minuten ist jedoch der andere Teil Gambias, die strukturell benachteiligte Nordbank, erreicht. Mit unserem Taxifahrer, der schon auf uns wartet, geht es dann weiter in das Dorf Ndofan.

Unser neu errichteter Speisepavillon macht einen stabilen Eindruck und der Dachstuhl ist wohl der eindrucksvollste im ganzen Dorf. Das Fliesendesign hätte etwas fantasievoller sein können, aber nun gut, alles erfüllt seinen Zweck. Als nächstes sollten Sitzbänke eingebaut werden. Fliesen dafür waren im Container unterwegs. Für die Kinder in der Vorschule gab es heute nur einen Lolli – der Container mit den Überraschungen war ja noch nicht da.

Neu errichteter Speisepavillon in Ndofan

Einigen Familien bzw. Patenkindern konnten wir finanzielle Hilfen von ihren Paten aus Deutschland übergeben. Nach einem Blick auf unsere im Jahr 2014 aufgestellten Fußballtore geht es weiter in verschiedene Dörfer, um einige Familien zu besuchen.

Unter anderem auch Nouha, dem nach jahrzehntelangem Leiden auf Grund eines offenen Beines dieses abgenommen werden musste. Er war gerade aus dem Krankenhaus entlassen worden und saß auf einer Decke, die auch seine Schlafstätte war, auf dem Boden seines Hauses, welches man jedoch eher als Behausung bezeichnen muss. Ähnlich sah es bei anderen Familien aus: löchrige Dächer, von Termiten zerfressene Dachlatten und in der Regenzeit eingestürzte Lehmwände.

Diese große Armut und katastrophalen Lebensverhältnisse so direkt vor Augen zu haben, macht immer wieder betroffen.

Nouha brauchte ein Bett, damit er nicht mehr auf dem Boden schlafen musste. Ein von einem Schlosser angefertigtes Metallbett und eines Matratze aus dem Container schafften Abhilfe.

Der Pate seiner Tochter sagte spontane Hilfe zu. Für das Dach besorgten wir für ihn und einige andere Familien Planen, um die größten Schwachstellen der Dächer abdecken zu können – natürlich keine Dauerlösung.

Wir konnten durch finanzielle und Materialspenden das große Dach der Vorschule in Ndofan neu decken lassen und einen Speisepavillon errichten.

Das gibt Antrieb, weitere Spendenaktionen zu starten, um den Ärmsten der Armen helfen zu können und Wohnsituationen zu verbessern.

Am 18. Februar 2021 traf unser Container im Hafen von Banjul ein.

Auf Grund von logistischen und technischen Problemen bei der Entladung der Schiffe konnten wir ihn aber erst am 3. März in Empfang nehmen. Bis in die späten Abendstunden wurde entladen. Wie in Deutschland sind auch unsere afrikanischen Helfer und Mitarbeiter über die Jahre gut eingespielt und so konnten wir bald an die Verteilung der Hilfsgüter gehen.

Mit unserem bis auf den letzten Zentimeter gefülltem Auto fuhren wir täglich die Strecke vom Lager zu meiner Wohnung

Das Wohnzimmer wurde zum Lager umfunktioniert, da das Arbeiten von hier aus bedeutend leichter war und die Familien und Patenkinder hier auch ihre Präsente abholen konnten. Größere Sachen brachte Lamin an den Bestimmungsort. Die Familien wohnen eng zusammen und manchmal wird man von Kindern, aber auch Erwachsenen, die ihre Dankbarkeit zeigen wollen, buchstäblich „überrannt“. Dieses musste nach Möglichkeit vermieden werden.

Ein LKW, beladen mit vielen Paketen, Schulmöbeln und Fahrrädern, hatte all diese schon am Vortag über den Fluss gebracht, so dass wir nach unserer Ankunft sogleich mit der Arbeit beginnen konnten.

Kinder mit ihren Müttern oder Vätern erwarteten uns schon. Alles wurde verteilt und für die Paten mit Fotos festgehalten. Ein besonderes Ereignis ist jedes Jahr die Verteilung von Beuteln oder Rucksäcken mit Schulsachen, Hygieneartikeln und Spielzeug an die Kinder der Vorschule in Ndofan.


Highlight waren auch die bunten Mützen, die eine besonders engagierte fleißige Dame gestrickt hatte. Es ist schön, die Freude der Kinder zu erleben. Sie verabschiedeten uns mit Liedern und Tänzen. Der ereignisreiche Tag ging in der Dämmerung mit der Fährrückfahrt nach Banjul zu Ende

Besuche in Schulen und im Kinderheim mit entsprechender Vergabe der Hilfsgüter füllten die nächsten Wochen. Ein besonderes Erlebnis war auch die Feier in einer von Freunden unterstützten Schule. Die Kinder waren gemäß ihrer Stammeszugehörigkeit festlich gekleidet, es wurde nach Trommelklängen ge-tanzt und gesungen.

Am 13. April 2021 begann die Zeit des Ramadans – eine Zeit des in sich Gehens, des Helfens und des Miteinanders, aber auch der Verlangsamung aller Aktivitäten. Trotzdem hielten wir unser jährliches Meeting mit Auszubildenden und Schulabgängern ab. Abdoulie, unser Mitarbeiter, erklärte den Jugendlichen, wie wichtig ihr Beitrag durch bewusstes Lernen ist, um das Fundament für den Fortschritt Gambias zu bilden.

Ergebnisse aus vergangenen Jahren zeigen uns, dass der eingeschlagene Weg zum Erfolg führen kann.

So konnten junge Menschen mit der Hilfe von Paten aus Deutschland Berufsausbildungen absolvieren und Arbeit in verschiedenen Bereichen finden. Krankenschwestern, Hebammen, Büro- oder Bankangestellte, Mitarbeiter im Fischereiministerium und dergleichen lassen hoffen, dass mit wachsender Bildung auch die Lebensumstände verbessert werden können.

Zurück nach Deutschland

Anfang Mai zurück in Deutschland bleibt auch hier Gambia präsent. Zunächst erreichte mich die Nachricht von einer Drillingsgeburt, nach der die Mutter ihre Kinder nicht ausreichend stillen konnte. Hier musste es schnell gehen – in einer spontanen Spendenaktion kam genügend Geld zusammen, um die drei Babys für die ersten Wochen und darüber hinaus versorgen zu können. Im Juli kam dann das Unwetter mit Sturmböen, die ganze Dächer davonfegten und Hauswände einfallen ließen, wodurch sehr viele Menschen obdachlos wurden. Auch hier versuchten wir zu helfen.

Neben der finanziellen Absicherung des Schulbesuchs und der Ausbildung etlicher Kinder und Jugendlicher durch Paten soll auch ein weiterer Container zum Jahresende 2021 auf die Reise gehen.

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